Der PERRY RHODAN-CON 1998 in Garching
13. bis 14. Juni 1998 im Bürgerhaus Garching
bei München -
Auszüge aus dem Bericht von Ulrich Betterman.
Robert Feldhoff schien verzweifelt:
War es möglich, daß man sich im Universum heimisch, in Bayern
aber fremd fühlen konnte? Verdrossen schaute er auf die trostlosen
Gebäude in der verregneten Einöde rund um den Bahnhof und
suchte ein Telefon. "Hier stehen nur drei Häuser, Klaus", berichtete
er schließlich dem PERRY RHODAN-Redakteur. "Kann es sein, daß
es mehrere Garching gibt?"
"Was steht denn am Bahnhof dran?" wollte Klaus N. wissen.
"Garching an der Alz."
"Dann gibt es mehrere. Und du bist in einem der Anderen. Garching in
der Twilight Zone, sozusagen."
Der Norddeutsche seufzte. Jetzt konnte er sich vorstellen, wie es Perry
und Bully ohne ein Raumschiff in der Whirlpool-Galaxis ergehen mochte...
Am Freitag, den 12. Juni 1998 fand in "Garching bei München", wie
sich der Ort sinnvollerweise nennt, eine Konferenz der PERRY RHODAN-Autoren
statt. In ihr wurde der weitere Fortgang des Thoregon-Zyklus besprochen
und ausgearbeitet. Viel mehr drang davon auch nicht nach außen,
aber Hubert Haensel soll fleißig fotografiert und sich lustige
Sprüche notiert haben - möglicherweise erhalten wir also doch
noch einen kleinen Einblick.
Nebenan, im Bürgerhaus, bauten derweil die fleißigen Helfer
der FanZentrale Club- und Händlertische auf, klebten Plakate und
Banner an die Wände, erprobten die Technik und falteten von Peter
Terrid erstellte Kochrezepte zu kleinen Heftchen. Oder versuchten das
wenigstens.
Im Gebäude selbst befand sich ein großzügig dimensionierter,
gemütlich bestuhlter "Großer Saal", der technisch annähernd
perfekt ausgestattet war - wenn man vielleicht davon absieht, daß
es keine einzige Telefondose gab und somit auch das Internet draußen
bleiben mußte. Auf der Bühne fand beinahe das gesamte Programm
statt. Der Veranstalter hatte auf mehrere Programmschienen verzichtet.
Jeder Besucher sollte die Möglichkeit haben, alles zu sehen und
zu erfahren. Daneben sollte aber auch Zeit für Gespräche,
Einkäufe oder auch einfach nur zum Essen sein. Die Verpflegung
hatte die dem Bürgerhaus angeschlossene Gaststätte übernommen.
Hier gab es eine reichliche Auswahl vielleicht nicht immer preiswerter,
aber geschmacklich guter, bayrischer Kost. Wer auf vegetarische Gerichte
stand, der konnte dies tun (aber nicht hier). Da die Wirtsleute das
Monopol für die Getränkeveräußerung innehatten,
übernahm die Gaststätte auch den Verkauf des eigens geschaffenen
PERRY RHODAN-Wassers: "Aqua Terra - das Wasser vom blauen Planeten".
Die 0,2 Liter fassende Flasche zeigte einen aus den Tiefen eines Sees
emporsteigenden Kugelraumer. Es gab kaum einen Fan, der sich nicht zumindest
eines dieser Sammlerstücke gesichert hätte.
Rechts von der Eßecke waren im langgezogenen Foyer die Tische
der Clubs und Händler aufgebaut. Natürlich hatte auch die
FanZentrale dort einen Platz gefunden. Diesmal gab sich die PRFZ auf
dem eigenen Con, was den Platz anging, recht bescheiden (Was heißen
soll: Es war verdammt eng!). Norbert Reichinger und sein Team beantworteten
dort an den beiden Con-Tagen unermüdlich Fragen und verkauften
unzählige Fanartikel. Das neue, von Renato Casaro gezeichnete,
Rhodan-Poster war hier erhältlich, wie auch Videos, Bücher,
Vignetten und der Plüschgucky. Der hierfür zuständige
Dieter Eulberg hatte auch die geplanten neuen Mausbiber seiner Kollektion
mitgebracht, welche von den Fans schon vorab bestaunt werden konnten.
Etwas weiter hinten, im "Kleinen Saal", hatte unter anderem Reinhard
Rauscher sein Domizil. Der Münchener SF-Antiquar verkaufte in den
berüchtigten Bananenkisten unzählige PERRY RHODAN-Heftromane
und Taschenbücher (überwiegend von RHODAN Autoren). Der "Starnberger
Merkur" berichtete darüber sogar in seiner Ausgabe vom 13. Juni
(Wenngleich man sich wohl nicht vorstellen konnte, daß die RHODAN
Serie bereits seit fast 37 Jahren auf dem Markt ist, denn man schrieb:
"Alle seit September 1991 erschienenen Heftnummern, das sind immerhin
1923, nennt Rauscher sein Eigen."). Nach der Rechnung des "Merkur" hätte
beinahe an jedem Werktag ein Heft erscheinen müssen.
Der "PERRY RHODAN-Online Club (PROC) hatte seine Computer ebenfalls
im "Kleinen Saal" aufgebaut. Dieser Club ist aus dem PRWCC ("PERRY RHODAN-World
Communication-Club") und dem TOPRC ("Terrania Online PERRY RHODAN-Club")
hervorgegangen, nachdem beide sich Mitte 98 vereinigten. Schade, daß
dabei so schöne Namensvorschläge wie "PERRY RHODAN-Online
Terrania Zentral (PROTZ)" auf der Strecke blieben ... Scherz beiseite:
Die Clubs haben mittlerweile enorme Aktivitäten entwickelt und
einiges auf die Beine gestellt. Wer sich darüber informieren wollte,
konnte eine "Online Clubszene"-CD-ROM kaufen.
Beenden wir unseren kleinen Rundgang durch das Congebäude. Gegen
Abend hatten die Autorin und ihre männlichen Kollegen ihre Konferenz
beendet und begaben sich, einer alten Tradition folgend, müde und
erschöpft an die nächstgelegene Bar, wo sie dann verfolgten,
wann denn so die Sonne wieder aufgeht ...
Früh am Morgen, nämlich um 14 Uhr, mußten die RHODAN-Autoren
dann auch schon wieder munter sein, denn zu diesem Zeitpunkt fand die
Eröffnung des RHODAN-Teils des Cons statt. Eine Hürde die
zum Beispiel Robert Feldhoff ("Meine Hobbys sind Ausschlafen und Fußballgucken")
an diesem Tage noch locker nahm. Dabei hatte der Con eigentlich schon
deutlich früher begonnen. Bereits um 9 Uhr hatten sich lange Schlangen
an der Kasse und Registration gebildet.
Dieter Wengenmayr hatte um 10 Uhr die zahlreichen Fans zu den Garchinger
Weltraumtagen begrüßt und Klaus Bollhöfener vorgestellt:
"Lieber Klaus, die Lorbeerblätter erhältst du später,
ich brauche sie noch für das Sauerkraut". In Vertretung des Bürgermeisters
von Garching, Helmut Karl, der Schirmherr dieser Veranstaltung war (was
bei dem Dauerregen auch notwendig erschien), hielt sein Vertreter eine
kurze Ansprache. "Science Fiction ist Raumfahrt der Gedanken", sagte
er und wies darauf hin, daß die Visionen eines Jules Verne von
vor über 100 Jahren heute Wirklichkeit geworden wären. Die
Phantasten von heute gelte es zu fördern.
Zur Erinnerung an den RHODAN-Con vor zwei Jahren wurde den Fans ein
TV-Beitrag des Bayrischen Fernsehens über das Treffen gezeigt.
Ansonsten waren für Video-Einspielungen und neue Aufnahmen Gerhard
Börnsen und sein ÄON-Team verantwortlich. Bei denen konnte
man auch schon ein Video dieses Cons vorbestellen.
Der aus dem RHODAN-Report bekannte Wissenschaftsjournalist Rüdiger
Vaas berichtete anschließend bewundernswert locker über eine
komplizierte und vor allem schwere Materie: Schwarze Löcher waren
das Thema seiner "Multimedia-One-Man-Show".
Während im "Großen Saal" danach ein weiterer wissenschaftlicher
Beitrag (diesmal über die bemannte Raumfahrt) lief, schaute ich
mich im gut gefüllten Foyer um. Am Stand der PRFZ entdeckte ich
die erste Ausgabe der russischen Silberbände. Zehn weitere dieser
Bücher sind allein in diesem Jahr noch geplant. Auch Band 1801
und 1802 des amerikanischen RHODAN lagen zur Ansicht aus. Man war aus
diversen Gründen von der Original-Heftgröße auf das
US-Magazinformat umgestiegen (was sich gar nicht einmal schlecht machte:
Vor allem die Grafiken kamen besser heraus).
Eckhard Schwettmann berichtete davon auch in seinem kurz vor die Mittagspause
vorverlegten Programmpunkt. Der Marketingchef mußte nämlich
noch am selben Nachmittag zu einem wichtigen geschäftlichen Termin
(über den ansonsten nichts verraten wurde). Im Bereich der Fanartikel
tut sich in den nächsten Wochen und Monaten einiges. So werden
endlich Modellbausätze bei Revell erscheinen. Für April/Mai
1999 sind in monatlichem Abstand Raumschiffbausätze der MARCO POLO,
der SOL und des Siganesenraumers GLADOR angekündigt. Die Produktion
der jeweils etwa 30 cm großen Plastikmodelle wird von Rißzeichner
Oliver Johandrees betreut.
Auf dem Sektor der CD-ROMs für den Computer ist eine Menge angekündigt.
Neben den schon anderswo erwähnten Produkten ("Screensaver" und
"Grafikstudio" von Mainscreen) wird es eine Thoregon-Add-On-CD zum Spiel
"Brücke in die Unendlichkeit" geben. Perry reist in diesem Abenteuer
zu den Galornen.
In Arbeit ist ebenfalls eine von Arndt Ellmer betreute CD zu den Blues.
Nein, nein, nicht daß wir uns mißverstehen: Ich meine nicht
eine "Blues-CD" mit Gesang von Arndt. Rainer Castor überwacht CD-ROMs
zu den ATLAN-Zeitabenteuern. Bei diesen (ab Frühjahr 99 geplanten)
Werken soll es sich eher um Edutainment-Software zur Menschheitsgeschichte
handeln. Bei ATLAN würde sich, denke ich, jedoch auch das Thema
"Sex im Wandel der Zeiten" aufdrängen.
Für den Herbst 1999 plant Castor eine CD-ROM zum, den Lesern dieses
Magazins bekannten, Thema "Terrania Institute of Technology". Hier wird
offenbar die PERRY RHODAN-Technik aufgearbeitet, was viele Fans sicher
mit Freude erfüllen wird.
Eine "Archiv-CD" ist auch zur ATLAN-Serie in Planung. Alle 850 Hefte
der abgeschlossenen Serie und einiges mehr werden dort (entsprechend
der RHODAN-Archiv-CD) behandelt werden. Bleibt zu hoffen, das die ATLAN-CD
ein wenig benutzerfreundlicher wird als das erste "Archiv" und nicht
wieder so einen popeligen Minibrowser mitbringt.
Ein "3D-Action Adventure" wird herauskommen, aber sicher nicht vor dem
Jahre 2000. Wahrscheinlich wird es auf einer Story von K. H. Scheer
basieren ... just joking. Man legt jedenfalls Wert darauf, ein "State-Of-The-Art"-Produkt
herausbringen zu können ... ich meine: wollen.
Nach dem Erfolg der neuen Gucky-Hörspiele denkt man über drei
weitere Kassetten (bzw. CDs) nach. H. G. Francis erzählte jedoch,
daß es bis dahin noch ein paar Probleme mit dem Produzenten auszuräumen
gilt. Auch zum Thema "Thoregon" könne man sich Hörstücke
vorstellen. Der RHODAN-Kalender mit Bildern von Johnny Bruck (dessen
Witwe übrigens auch auf dem Con anwesend war) wird auch für
das Jahr 1999 in gleicher Aufmachung zum gleichen Preis erscheinen (jedoch
dem Vernehmen nach mit anderen Bildern!). FANPRO plant allein für
1999 fünf Spiele mit RHODAN-Bezug, u.a. mit Gucky oder über
"Das Rote Universum". Um was es sich dabei handelt, habe ich, ehrlich
gesagt, nicht genau mitbekommen.
Apropos Gucky: Wie bereits oben erwähnt, wird es eine ganze Reihe
neuer Plüschfiguren geben. Ob nun "Jumpy", "Admiral Gecko" oder
"Gucky Classic" (oder "Cherry Gucky" und "Gucky Light ohne Koffein"
har har) - es wird für jeden Geschmack etwas dabei sein.
Wie man sieht, drehen die Marketingleute Eckhard Schwettmann und Klaus
Bollhöfener so langsam voll auf. Es ist sicherlich auch ihnen zu
verdanken, daß PERRY RHODAN bei Science Fiction-Fans inzwischen
wieder "in" ist. Doch, wie wir noch sehen werden, finden auch die schriftstellerischen
Leistungen der Autoren mehr und mehr Anerkennung. Mittlerweile war es
nun also 14 Uhr. Der Con wurde einmal mehr eröffnet (diesmal also
der RHODAN-Teil) und die Autoren und Ehrengäste gaben sich auf
der Bühne ein Stelldich- und Winkdichein. Bis auf die verhinderten
Horst Hoffmann, H. G. Ewers und Konrad Schaef waren alle gekommen und
wurden von einigen hundert Fans stürmisch begrüßt. Per
Videoeinspielung war auch Walter Ernsting, alias Clark Darlton, mit
einer vorab aufgezeichneten Grußbotschaft dabei. Der Miterfinder
der RHODAN-Serie feierte an diesem Samstag seinen 78. Geburtstag. Sein
Sohn stellte eine Handyverbindung zu ihm her ...
Soweit der Auszug. Der komplette Bericht erscheint in der SOL 11.